Eine völlig überflüssige Antwort!? – Antwort 38
Darum geht es
Wieviel, von dem was du tust, ist überflüssig?
Nichts! Natürlich!
Was für eine dreiste Frage!
Was ich tue, ist wichtig und wertvoll!
Lass mich, ich muss los, die Welt retten!
Alles!
Die Welt dreht sich weiter, egal was ich tue oder nicht.
Ob ich schreibe oder nicht: Die Welt dreht sich nicht darum.
Niemand braucht mein Schreiben außer Ich.
Was für eine Freiheit!
Was für ein Glück!
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Überflüssig… mehr als flüssig
Das kann wegfliessen.
Mehr als flüssig.
Was soll das sein?
Übervorsichtig, überschäumend, sogar überfliessend, das versteh‘ ich.
Aber über-flüssig…
Ohne Überflüssiges kein Überfluss?
Nimm ruhig, ich habe genug!
Ich habe genug!
Ich fliesse über.
Nimm dir, wenn du magst!
Ich habe genug!
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Ethymologisches
mittelhochdeutsch übervlüʒʒec = überströmend; überreichlich
Lehnübersetzung von spätlateinisch superfluus
-superflüssig-
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Warum ich heute viel weniger Überflüssiges tue als früher
Ich tue heute viel weniger Übeflüssiges als noch vor einigen Monaten. Das ist gut. Es spart Zeit und Energie.
Der Grund dafür ist allerdings doof. Und es ist schade, dass ich nicht schon viel früher meine to-do-Liste gründlich entrümpelt habe. Vielleicht wäre es dann nicht so schmerzhaft geworden, dieses Aussortieren und nicht mehr „alles“ können.
Der Grund heisst Fibromyalgie oder kurz Fibro.
Was es genauer damit auf sich hat, kannst du hier nachlesen.
Oder „offiziell“ hier.
Wie dem auch sei: Jetzt habe ich pro Tag einfach nicht genug Energie oder Motivation, um unüberlegt und verschwenderisch mit diesen Ressourcen umzugehen. Ich muss viel mehr planen und mit mehr Weitsicht handeln als „früher“.
Dabei fliegen dann konsequenterweise überflüssige Tätigkeiten von der Liste. Was dabei „überflüssig“ ist, ist übrigens auch noch einem täglichen Wandel unterworfen:
Manchmal kann ich viel tun. (Wenn ich es auf die „richtige“ Weise tue (siehe unten)).
Manchmal ist alles, was über Aufstehen, persönliche Körperhygiene, Essen, Trinken und Atmen hinausgeht, komplett verzichtbar. – Das hätte ich mir niemals vorstellen können, dass das möglich ist. Doch an einigen Tagen (glücklicherweise nur wenige!) ist tatsächlich alles, was darüber hinausgeht, komplett überflüssig.
Oder andersherum: An den guten Tagen ist alles, was darüber hinausgeht, ein fetter Bonus und ist zu feiern!
Wie ich heute viel weniger Überflüssiges tue als früher
Rücksichtslos über die Grenzen der eigenen Ressourcen hinausgehen und im Prinzip dauernd auf Reserve fahren?
Geht nicht mehr.
Das gute Gefühl, doch wieder irgendwie „alles“ gestemmt bekommen zu haben?
Vorbei!
Der ganz große Frust, dass es so ist?
Kommt immer wieder mal hoch. Dann bin ich wütend und traurig.
Und finde es sooo ungercht, dass mich das erwischt hat.
Es wird aber weniger, je besser ich mich an meine limitierten Möglichkeiten anpasse.
Und je mehr ich akzeptiere, dass ich doch tatsächlich auch nur ein Mensch mit Grenzen bin.
Inzwischen ist sogar mein Ehrgeiz und Kampfgeist geweckt und ich will die Grenzen dann wenigstens ausreizen.
Wollen wir doch mal sehen, was auf gute Weise doch noch geht.
Es geht halt nicht mehr das, was ich mir vornehme, sondern das, was mich mein Körper lässt.
Hier also meine Werkzeuge:
- Energielevel ehrlich checken
–> „Check-in“
Mit dem „Check-in“ weiß ich, wo ich stehe, was realistische Möglichkeiten für den Tag sind.
Ich habe mir dafür ein eigenes Formular gemacht, das du dir hier [kommt bald, sobald ich das technische Problem gelöst habe] runterladen kannst. - Komplette „To-do-Liste „mir allem“ haben.
–>„Landkarte meines Lebens“
–> Den Tag genau planen.
Anhand der genauen Landkarte weiß ich, was ansteht, was wichtig ist und welche Dinge erledigt werden müssen und sollen. Aus dieser Liste wähle ich dann aus, was an diesem einen Tag erledigt werden soll.Im Check-In könnte ich die drei wichtigsten Dinge auch noch eintragen. Ich mache das allerdings inzwischen elektronisch. Am Anfang war das Aufschreiben aber super hilfreich. Den Check-In habe ich schon länger, benutze ihn inzwischen aber viel regelmässiger und nicht mehr nur an den Niedrig-Level -Tagen. - 10-Minute-Day für die Tage mit mauem Energielevel, an denen trotzdem was gehen muss, weil ich Verpflichtungen erfüllen muss.Eine kurze „Anleitung“ dafür gibt es hier zum Download.Im Prinzip heisst es aber nichts anderes, als dass ich für eine bestimmte, festgelegte Zeit (Dauer je nach Energielevel) nur in 10-Minuten Sprints arbeite. Und ca. alle zwei Sprints eine Pause einlege. Mit dieser Strategie kann ich erstaunlich viel schaffen. Und bisher ist immer alles rechtzeitig fertig geworden!
- Mich darüber aufregen, dass das alles so verdammt nach Disziplin und Kontrolle klingt.
Und überhaupt noch nie jemand so wenig Freiheit hatte wie ich.
–> Mir erlauben, traurig über den Verlust des „alten Normal“ zu sein.
Ich bin also gezwungen worden, meine Energie-Ressourcen viel bewusster wahrzunehmen und entsprechend der Realität damit umzugehen. Und eben nicht so, als hätte ich einen unbegrenzten Vorrat.
Aber im Grunde war das schon immer so mit der begrenzten Energie. Ich habe aber eben viel lieber dem grenzenlosen Enthusiasmus und der euphorischen Planungslust meiner Vorstellung geglaubt. naja…
PS: Hilfe annehmen
Ich kann mich nur deshalb so sehr auf mein „überflüssiges“ Schreiben konzentrieren und meine Aktivitäten relativ frei planen, weil ich viel Notwendiges (z.B. das für mich sau-anstrengende Einkaufen) an meinen Mann und andere abgegeben kann. Diese Fußnote ist noch wichtig. Denn sonst fehlt ein wichtiger Bestandteil, warum so viel geht, wie gerade geht. Und zwar – trotzdem!
Viele, die sich mit dieser Krankheit rumschlagen, haben diese Möglichkeit nicht. Das ist mir sehr bewusst. Ich finde es ja so schon schwierig. Puh!
Das es mir einigermassen OK geht, mit dem was ich hinbekomme, ist also nicht nur den tollen Werkzeugen geschuldet, die ich mir ausgedacht habe!