Eine für Alle. Alle für Eine. – Antwort 44
„Von einem Menschen, der sich selbst wenigstens ein bisschen mag,
geht mehr Frieden aus, als von einem Menschen,
der mit sich selbst nichts anzufangen weiß,
sich womöglich hasst.“
Wilhelm Schmidt „Selbstfreundschaft“
Darum geht es
Manchmal finde ich mich richtig blöd!
Dann hat die innere Kritikerin so richtig Oberwasser! Dann bekomme ich von ihr so einiges um die Ohren gehauen. Wenn die sich in Rage redet, bin ich vor mir selbst nicht sicher. Freundschaftlich ist das dann jedenfalls nicht mehr. Sie weiß halt, wo sie hinhauen muss, sie kennt mich leider verdammt gut. Sie ist wie der Bully vom Schulhof.
Wenn dann nicht irgendjemand von der inneren Clique dazwischen geht, sieht es düster aus. Inzwischen sind da aber immer mehr Anteile, die mir freundschaftlich zugewandt sind. Die wehren sich dann gegen diese Tyrannin, der nie etwas gut genug ist. Die können sie immer besser in ihre Schranken weisen.
Ich muss mir schließlich nicht alles von mir selbst gefallen lassen.
Schwierig ist es, wenn sich die Clique selber streitet
Manchmal liege ich mir mit mir selbst in den Haaren. Weil mindestens zwei Seelen in meiner Brust wohnen, die beide leider eine sehr unterschiedliche Lebensauffassung haben.
Da ist einmal die kreativ-künstlerische Seite, die die längste Zeit nicht wirklich Vorschein kommen durfte und deshalb ziemlich angepisst ist. Sie fordert verständlicherweise ziemlich vehement auf ihr Recht. Sie will schreiben, malen, drucken, collagieren, gärtnern und sich den schönen Dingen des Lebens zuwenden. Das sorgt leider nicht für den Lebensunterhalt, was ihr allerdings schnuppe ist. Sie ist pure Optimistin und der festen Überzeugung, dass das alles schon „irgendwie klappen“ wird.
Das wiederum findet die zweite Seite ziemlich blöd. Das ist die, die -genauso berechtigt- Berechenbarkeit und Sicherheit mit einem „ordentlichen“ Job will. Apothekerin zum Beispiel ;-). Planbarkeit ist auch gut. Diese Seite will wissen, verstehen und einordnen. Sie kann mit diesem flatterhaften Kreativkram nicht so viel anfangen. Das bringt doch alles nichts!
Die beiden verstehen sich nicht besonders gut, zu verschieden sind ihre Ziele. Die Kritikerin hält übrigens auch nichts von „Kunst“ , dieser sinnlosen Spielerei. Keine Frage, wen sie wohl unterstützt.
Die Clique immer wieder zusammen bringen
Und das sind nur die drei Hauptprotagonisten in der Clique! Es gibt da noch andere, die noch ganz was anderes wollen: Nix tun zum Beispiel! Oder riesigen Erfolg haben! Was sich auch irgendwie gegenseitig ausschließt.
Und wenn ich noch genauer gucke, sind da noch mehr.
Das Ganze hier heißt schließlich nicht umsonst „Ich bin Viele“!
Selbstfreundschaft ist für mich, diese ganzen Anteile immer wieder unter einen Hut zu bringen. Sie vor allem erstmal alle zu akzeptieren. Sie sind eben da – und das ist gut so. In aller ihrer Widersprüchlichkeit!
Das Schwierige ist, dass ich mich nicht dauernd in verschiedene Richtungen zerren lasse. Mal hier hin und dann wieder da hin. Das ist zermürbend!
Es geht also darum, immer wieder neu auszuhandeln, was gerade „dran“ ist. Möglichst alle so zu berücksichtigen, dass sie sich wohl fühlen und nicht wütend oder beleidigt in der Ecke sitzen, weil sie ignoriert werden. (Und dann hintenherum anfangen, mich zu sabotieren. – Selbstsabotage sage ich nur. Aber das ist ein neuer Artikel! 🙂 )
Mit diesem ganzen Durcheinander befreundet zu sein, finde ich manchmal schon sehr herausfordernd.
Musketiere halten zusammen
Das Ganze wird jetzt auch noch dadurch erschwert, dass eine neue Mitspielerin dabei ist, die wirklich keiner leiden kann. Diese Fibro-Tussi* raubt allen den letzten Nerv, weil sie alles dominieren will und sich als die alleinige Bestimmerin aufspielt. Eine richtig fiese Zicke mit Diva-Allüren. Leider können wir sie nicht rausschmeißen.
Aber wer weiß, vielleicht hilft das ja der Clique sich endlich zusammenzuraufen und die Nickeligkeiten aufzugeben. Nichts vereint schließlich so sehr wie ein gemeinsamer Feind!
Eine für Alle!
Alle für Eine!
*Fibro-Tussi: ich wurde vergangenen Dezember mit Firbromyalgie diagnostiziert.
Einer chronischen, unsichtbaren und unheilbaren Schmerzerkrankung.
Ja! Das ist so beschissen, wie es sich anhört!