Will ich das wirklich so? – Antwort 48

Will ich das wirklich so? – Antwort 48

Frage 48 – Welche deiner eigenen Regeln verletzt du regelmäßig?

Im Moment jedenfalls die, jeden Sonntag die Antwort zur Frage vom Freitag zu veröffentlichen. Heute habe ich mich fast selbst überholt. Aber ich will unbedingt die Reihenfolge von Frage-Antwort-Frage-Antwort… im Insta-Feed beibehalten. Also gibt es die Frage heute seeehr spät. – Und jetzt ist erstmal die Antwort fertig.

Das ist ein gutes Beispiel für das Einhalten von Regeln unter Normal- und Unnormal-Bedingungen. Im Moment gelten bei mir „Unnormal“-Bedingungen: Ich bin seit zwei Wochen zur Reha an der Ostsee. Ich habe gelernt, wie so eine Reha funktioniert. Jedenfalls nicht so, wie ich mir das dachte! Und vor allem nicht so, dass mir regelmäßiges Schreiben und das Beschäftigen mit spannenden Fragen gut gelingen kann. Und da ich nicht „vorproduziere“, gibt es den Artikel mit der Antwort eben verspätet.

Diese Regel war also nicht besonders robust, sobald sich die äußeren Umstände und damit die Bedingungen fürs Schreiben ändern.

Regel gebrochen! – Erstaunlicherweise geht die Welt gar nicht unter!

Naja, das gilt für die meisten meiner internen Regelbrüche. In der Regel (!) geht die Welt nicht unter, wenn

  • Ich nicht jeden Tag für 20 min Gymnastik mache.

Was ich in der Reha tatsächlich tue! Die Umgebung erleichtert die Einhaltung
dieser Regel enorm. Fühlt sich gut an! Aber das nur am Rande.

  • Ich nicht nur EINEN Riegel Schokolade esse.
  • Ich nur MAXIMAL 1,2, 3, OK: vielleicht mal 4 Folgen meiner Lieblingsserie streame.
  • ….

Oder was auch immer für eine Regel ich mir so ausgedacht habe…

Warum ist es mir überhaupt so wichtig, meine eigenen Regeln einzuhalten?

Idealerweise helfen mir Regeln zum Beispiel dabei, meine Ziele zu erreichen und sie sind so formuliert, dass ich sie realistischerweise erfüllen kann UND sie trotzdem noch zielführend sind. Klingt nicht sexy, ist aber hilfreich.

Gute Regeln setzen mir Leitplanken für mein Leben, sind an meinen Werten und Zielen orientiert. Sie helfen mir, so zu leben, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann.

Ja, genau! IDEALERWEISE… räusper…
Es hat natürlich GAR NICHTS mit irgendwelchen Selbstvorwürfen
zu tun, die du vermeiden willst… Ist klar!

Ich mache mir meine Regeln selbst!

– Ach! Wirklich?

Die meisten Regeln entstehen nur leider nicht nach so einem bewussten und reflektierten Prozess, sondern sind das Resultat aller möglichen Einflüsse: Gesellschaft, Erziehung, soziales Umfeld, Freunde, Familie und und und…Sie entstehen irgendwie und manche scheinen schon immer da gewesen zu sein.

Warum soll ich denn dann zum Beispiel nicht mehr als 3 Folgen meiner Lieblingsserie schauen?

Solange ich das nicht morgens, mittags, abends mache, kann ich mir doch zwei Stunden Vergnügen am Stück gönnen. Zwei Stunden Ablenkung und/oder Leerlauf im Hirn ist doch super! Ein Kinofilm dauert schließlich auch so lange und das habe ich mir noch nie „vorgeworfen“ oder gar eine Regel dafür aufgestellt.

Also, wo liegt der Hase im Pfeffer? Wovor soll mich die Regel schützen? Was soll sie bezwecken?

Mir ist es wichtig, meine Zeit „gut“ zu nutzen. Meine Lebenszeit nicht zu „verschwenden“.

Aber was genau heißt „gut“ oder „verschwenden“? Zwei Stunden Vergnügen sind doch prima!

Habe ich etwa geheime Dünkel, was Serien angeht?
Im Gegensatz zu kulturell wertvollen Filmen etwa…
ach herrje… das hoffe ich doch wohl mal nicht…
da könnten sich ja Abgründe auftun…egal…weiter…

Doof wird es doch nur, wenn ich da mache, weil ich etwas Unangenehmen gründlich ausweichen will. Aber dann fühlt sich das Am-Stück-gucken auch nicht wirklich so vergnüglich an, sondern eher nach „gar nichts“. Da gilt es aufmerksam zu sein, statt stur eine Regel zu befolgen.

Wenn ich mich nicht an eine meiner Regeln halte, kann es deshalb sein, weil es eine blöde oder unpräzise Regel ist. Vielleicht ist sie ja genauso unausgegoren wie die Streaming-Regel? Irgendwie automatisch entstanden aus unbewussten oder zu verkopften oder irgendwelchen alten gouvernantenhaften Vorstellungen heraus.

Beim nächsten Regelverstoß könnte ich also mal genauer hinschauen, was das eigentlich für eine Regel ist und warum ich mich nicht daran gehalten habe. Das wäre besser, als dass die innere Polizei mich wegen Disziplinlosigkeit verhaftet und ins Selbstvorwürfe-Kittchens sperrt.

…und ganz nebenbei habe ich mir das Serien streamen fein geredet… „Check!“

PS: Ich kann prima Regeln einhalten

Will ich eventuell moralische Extrapunkte
auf ein Selbstwert-Bonuskonto gutgeschrieben bekommen,
weil ich mich „ordentlich“ verhalte? Huch!?

Dazu fällt mir ein: Wenn es mir vor allem darum geht, dass ich eine „Super-Regeleinhalterin“ bin, dann wäre es im Übrigen ziemlich einfach, die Regeln einzuhalten, die ich mir selber gebe:
Ich müsste einfach nur noch Regeln aufstellen, die die Dinge so beschreiben und definieren, wie ich sie sowieso gerne mache. Dann sollte das mit dem Regeln erfüllen doch gleich viel einfacher sein!? Da muss ich noch mal drüber nachdenken. Das erscheint mir irgendwie plausibel…das gäbe reichlich Bonuspunkte…

PPS: Selbstdisziplin

Ja, da hätte ich auch drüber schreiben können, hatte ich aber keine Lust zu. Wer etwas darüber lesen möchte, dem sei der sehr interessante Artikel zum Thema von Martin Gommel auf Krautreporter empfohlen. Viel Spaß beim Lesen…



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