Geld – das alte Chamäleon – Antwort 53
Frage 53: Wenn Geld eine Figur aus einem Film wäre. Wie würde es für dich aussehen?
Darum geht es
Dr.Jekyll & Mr. Hyde
Früher hätte ich ‚Geld‘ als Dr. Jekyll/ Mr. Hyde beschrieben. Mit einer hellen, freundlichen und einer dunklen, nicht beherrschbaren Seite. Einer Seite, die zerstörerisch ist und durch nichts aufzuhalten. Und das immer beides da ist. Dass das eine nicht ohne das andere zu haben ist. Das denke ich nicht mehr. Ich finde Geld längst nicht mehr so bedrohlich.
Geld ist ein Formwandler
Heute ist Geld wie ein Formwandler für mich. So was wie Odo in Deep Space Nine aus dem Star Trek Universum. Der kann jede Form aus der Belebten oder unbelebten Natur annehmen. Er kann genauso ein Stuhl wie ein trilianischer Wüstenadler sein. Seine Urform ist eine bräunlich schillernde, zähe Masse. Amorph und undefiniert. Daraus entsteht alles.
Genau das ist Geld heute für mich: Eine neutrale Masse, die sich je nach Anforderung und Umgebung in etwas anderes verwandeln kann. Auf dem Börsenparkett kann es zu einem fiesen, gierigen Broker werden, der nur das nächste Cum-ex-Geschäft im Kopf hat.
Aber auf dem Biobauernhof in der Lüneburger Heide wird es vielleicht zu einem neuen Traktor oder zu einem Solarpanel auf dem Stalldach.
Und in einer anderen Familie vielleicht zum Grund für das Große Zerwürfnis von 2025. Das, nach dem keines der Kinder mehr mit seinen Geschwistern sprach.
Geld verdirbt meiner Meinung nach aber nicht den Charakter. Es macht nur den sichtbar, der sowieso schon da ist. Vielleicht ahnen das manche und wollen deshalb lieber doch nicht allzu viel davon haben. Wer weiß, was dann zum Vorschein kommt unter dieser Lupe des Reichtums.
Geld haben ist wichtig
Ich finde Geld haben überaus wichtig. Geld ist eine Eintrittskarte. Auch in Welten, deren Bewohner manchmal die Nase über den „schnöden Mammon“ rümpfen. Geld erlaubt mir Zugang zu vielen schönen Erlebnissen und Begegnungen. Genug Geld haben, also Geld „übrig“ haben nach der Erfüllung der Grundbedürfnisse, ermöglicht Dabei-sein-können. Beim Bier oder Cocktail in der Kneipe, beim Theater- oder Kinoabend, im Yogakurs oder der Töpferwerkstatt. Auch Pinsel, Farben und Leinwände gibt es nirgends umsonst. Mit anderen gemeinsam etwas Neues lernen meistens auch nicht. Ich mag es, wenn ich Kreative und Lehrende angemessen für ihre Arbeit bezahlen kann, denn auch sie können nicht von Luft und Likes leben.
Geld ist meine Gesundheitsversicherung, wenn die Krankenkasse mal wieder nichts oder nicht alles bezahlt. Geld, das alte Chamäleon, verwandelt sich dann in Sessions bei der Physiotherapeutin oder in eine Putzhilfe. Je älter ich werde, desto dankbarer bin ich, dass genug Reserven da sind, die sich in Helfer:innen verwandeln können, die mir den Alltag erleichtern oder die Schmerzen lindern. Geld wird wirklich wichtig, wenn man „plötzlich“ merkt, dass JETZT die Zeiten für den „Notgroschen“ da sind. Wie gut, wenn es ihn dann auch gibt.
Natürlich kann sich Geld auch in eine steile Stirnfalte oder eine Mauer ums Herz verwandeln.
Natürlich muss man darauf aufpassen.
Ich glaube aber, dass Geld die Form annimmt, die man ihm vorgibt. Und nicht umgekehrt.