Diese Frage kann ich aus vollem Herzen mit „Kommt drauf an!“ beantworten.

Vermissen 1

Wenn ich in einem undemokratischen Land leben müsste, würde ich meine Freiheit und die demokratische Ordnung vermissen.

Wenn ich in einem nicht deutsch- oder englischsprachigen Land leben würde, würde ich die Sprache vermissen, in der ich mich leicht  und sicher ausdrücken kann.

In einem Land mit Linksverkehr würde ich garantiert den Rechtsverkehr vermissen.

Vermissen 2

In einem demokratischen, deutsch- oder englischsprachigen Land mit Rechtsverkehr könnte ich mich also an einen anderen Alltag gewöhnen, denke ich. Vorausgesetzt, ich könnte arbeiten. Dann bekommt der Tag Struktur und regelmäßige Wiederholung macht das Umgewöhnen leichter. Denn in vielen Ländern sieht der Tag doch ähnlich aus: Aufstehen, Kaffee trinken, ins Büro/ an den Arbeitsplatz gehen, noch einen Kaffee trinken, den Rechner starten usw. …

Gewöhnen heißt für mich in diesem Zusammenhang auch: weniger vermissen. Man kann nicht dauerhaft Entscheidendes vermissen. Sonst wird man niemals mehr glücklich.

Vermissen 3

Das Vermissen würde sich doch auch über die Zeit verändern. Am Anfang des Woanders-seins würde ich wahrscheinlich andere Dinge vermissen als nach längerer Zeit.

Also, im Grunde kann ich überhaupt nicht vorhersagen, was ich vermissen würde. Außerdem ist es bei uns Menschen ja oft so: Wir merken erst, wie wertvoll etwas für uns war, wenn es weg ist. Dankbarkeit kultivieren hilft dagegen.
Ich bin jetzt dankbar für …

Ich würde wohl all das vermissen, für das ich jetzt dankbar bin, wenn ich es an dem anderen Ort nicht so ähnlich wieder hätte.

Vermissen 4

Vielleicht würde ich viel oder wenig vermissen. Vielleicht würde das Vermissen weniger mit der Zeit und sich in eine Art Melancholie verwandeln.

Ich glaube, erst wenn man das Vermissen los lassen kann, besteht die Möglichkeit ganz im anderen Leben anzukommen und vielleicht sogar wieder glücklich zu werden.