Ich bin gerade stolz auf… Antwort 57
Frage 57 – Auf was warst du zuletzt so richtig stolz?
Nachdem ich es lange nicht konnte, bin ich jetzt auf ziemlich viele Dinge stolz.
„Stolz sein“ heißt für mich, dass ich vor mir selbst anerkenne, wenn ich etwas geschafft habe.
Am allerbesten ist es etwas, das mich mit meinen Werten verbindet. Dann bin ich besonders stolz.
„Stolz sein“ heißt aber auch, dass ich mir bewusst bin, wenn etwas besondere Anstrengung oder Mut von mir gefordert hat.
Als ich die Rohfassung für diesen Text geschrieben habe, ist mir etwas Interessantes passiert:
Erstens sind mir tatsächlich einige Dinge eingefallen, auf die ich in letzter Zeit stolz war und die habe ich begonnen aufzulisten. Das war zwar schön, aber noch nicht das wirklich Interessante. Ich liste sie als Beantwortung der Frage aber trotzdem mal auf:
Darum geht es
Ich bin gerade stolz auf:
- das regelmäßige 10-Minuten-Schreiben mit Susanne.
- das Beantworten von -jetzt- 57 Fragen, seit genauso vielen Wochen ununterbrochen.
- den Workshop in der letzten Woche, den ich konzipiert und durchgeführt habe.
- meine Arbeit an einem Journalbuch
- …
Die Liste ist noch ein bisschen länger, aber diese Dinge gehören nicht in diesen Artikel.
[An dieser Stelle ein entschuldigendes Schulterzucken einfügen.]
Das Interesante war: Je länger ich schrieb, desto mehr fing es an, in mir zu zappeln. Irgendwie wurde das Schreiben unbequem, fühlte sich „falsch“ an. Also habe ich aufgehört zu schreiben und genauer hingehört, was da los ist. Eine innere Stimme wurde lauter.
Sie sagte:“Solltest du da nicht vor allem dankbar sein? Für die Möglichkeiten, die du bekommen hast. Und überhaupt: Du hattest doch gesagt, dass du das machen willst. Jetzt hast du es also gemacht. Big deal! Du hast dein Versprechen gehalten. Was gibt es da zu feiern? Versprechen gehalten. Das gehört sich ja wohl so! Was soll da Besonderes dran sein? Stolz sein? Pffft…darauf doch nicht!“
An dieser Stelle blenden wir uns dann lieber mal aus. Es wurde nämlich nicht besser mit dem Geätze.
Interessant – es gibt da also einen Teil in mir, der es nicht leiden kann, wenn ich meine Erfolge feiere
Und am Ende auch noch stolz darauf bin.
Dieser Anteil sieht die Welt so, dass eben (große) Anstrengungen nötig sind, wenn man etwas erreichen will. Und dass man über diese Anstrengungen gefälligst die Klappe zu halten hat. Am besten sogar vor sich selber. Denn sie sind selbstverständlich! Das macht doch jeder!
Das klingt erst einmal total logisch. Und wenn ich nicht aufpasse, stimme ich dem sogar ohne weiter zu überlegen zu.
ABER es gibt dann doch eine ganze Menge Fragen zu dieser Haltung.
Gilt das mit der Anstrengung denn wirklich immer?
Muss ich mich immer verausgaben und sehr anstrengen, um Ziele zu erreichen?
Das wird uns zwar immer vor die Nase gehalten, aber stimmt das denn wirklich?
Was ist dann mit Dingen, die mir leicht fallen? Sind die dann nicht geeignet, um Ziele zu erreichen?
Oder ist das Ganze dann nichts wert, wenn es leicht war?
Darf ich es mir am Ende nicht leicht machen? (Urggs! Wie doof wäre das denn?)
Und warum darf ich nicht stolz darauf sein?
Selbst wenn es stimmen würde, dass das „alle“ machen.
Oder, dass es leicht war?
Warum soll ich dann nicht stolz darauf sein dürfen. Bloß weil es nichts „Besonderes“ ist?
Ist nur das „Besondere“ wert, zur Kenntnis genommen zu werden?
Das ergibt doch alles keinen Sinn! Jedenfalls ist es nicht besonders ermutigend oder menschen-freundlich.
„Streng dich an!“ – und lass es leicht aussehen!
Ich kann mir schon denken, wo diese Stimme herkommt. Aber im Grunde ist ihre Entstehung völlig egal.
Wichtig ist, dass ich mir bewusst bin, dass dieser Quatschi da ist und dass ich nicht mehr so arg darauf höre, was er so sagt.
Dann kann ich auf das, was ich tue, stolz sein.
Und diese Gefühl sogar noch genießen.
Es tut nämlich ausgesprochen gut, ab und zu mal stolz* auf sich sein zu können!
* Nur sicherheitshalber: Stolz ist eben nicht Hochmut oder Selbstherrlichkeit! 😉
sondern:
„stolz“:
– von Selbstbewusstsein und Freude (!) über einen Besitz, eine [eigene] Leistung erfüllt; ein entsprechendes Gefühl zum Ausdruck bringend oder hervorrufend
Wikipedia sagt am Anfang des Artikels auch schöne Dinge über den Stolz: https://de.wikipedia.org/wiki/Stolz
Eigentlich hätte man sich schon denken können, dass „stolz sein“ das Selbstvertrauen stärkt, weil ich mir meiner eigenen Leistung bewusst werde. Mich wundert dann gar nicht mehr, dass Stolz der katholischen Kirche als „Todsünde“ galt. Stolze Menschen kann man nicht so leicht ängstigen und klein halten. Aber das nur ganz am Rande. …
… mein Leben, das ich mir aufgebaut habe, wie ein kostbares Haus, in das ich gerne ein und ausgehe. In diesem Jahr hat mein romantisches Herz so sehr gelitten wie noch nie zuvor in meinem Leben und ich habe nichts an Versuchen ausgespart, es zu heilen. Ich habe mich selbst mit so viel Selbstheilungsmaßnahmen überschüttet, dass ich manchmal eine Pause von mir selbst brauchte. Ich habe ganz aktiv an meiner Achtsamkeit und meinen Beziehungsmustern gearbeitet, bin mir über so viel klar geworden. Ich bin gerade wirklich stolz auf mich!