Immer wieder Kurse kaufen – Antwort 36
SNOS – Shiny New Object Syndrome – Ausprägung : Immer wieder Online-Kurse kaufen, auch schon vor Corona.
Ich wusste nicht, wie schlimm es wirklich ist, bis ich letzte Woche eine komplette (?) Liste gemacht habe.
Aber von vorne:
Der besten meiner schlechten Angewohnheiten bin ich diese Woche ganz nebenbei auf die Schliche gekommen.
Ich finde es toll (und blöd), dass ich mir dauernd neue Online-Kurse kaufe.
Eine tolle Online-Bibliothek
Ich finde es toll, weil ich inzwischen eine ziemlich ansehnliche Kurs-Bibliothek beisammen habe. Ich lerne Aquarelle malen, japanische Schriftzeichen kalligraphieren und Schnittmuster aus vorhandenen Klamotten machen. Außerdem Dehnübungen und jede Menge Psychologisches und über persönliches Wachstum. (Brauche ich alles beruflich!!!!!) Und natürlich habe ich noch Kurse zu Coaching und Coaching-Business im Programm. (Brauche ich erst recht beruflich!)
Müsste ich nicht endlich mal?
Natürlich war mir auch schon vor Beantwortung der Frage klar, dass ich jede Menge Kurse auf Halde liegen habe. Ich hatte schließlich auch das dazugehörige schlechte Gewissen, weil ich mir neue kaufe, bevor ich die alten fertig habe. Da war immer dieses schabende Gefühl im Hinterkopf: „Du müsstest endlich mal! Wolltest du nicht schon längst?“ … und ab und zu habe ich auch mal wieder eine Lektion gemacht, wenn gerade Zeit war und ich Lust darauf hatte.
Das Unbehagen löst sich in Nichts auf
Ich lerne für mein Leben gern. Wie man das nicht freiwillig und andauernd tun will, ist mir tatsächlich ein Rätsel! Vor allem, wenn ich mir auch noch aussuchen kann, was ich lernen will. Diese ganzen Kursplattformen sind für mich wie Süßwarenläden für den Kopf.
(Das mit den unaufgefordert in meinen Stundenplan gepfefferten „life lessons“ ist da nochmal eine ganz andere Sache!)
In dieser Woche hat sich das schlechte Gefühl wegen der vielen angefangenen Kurse also in Luft aufgelöst. Und die Ursache dafür finde ich ziemlich überraschend.
Landkarte gesucht
Ich habe eine Scanner-Persönlichkeit. Und das sehr, sehr gerne. Also meistens. – Leider habe ich mich aber auch immer öfter in meinem eigenen „Ich-will-das-aber-machen“-Land verlaufen. Oder mir wurde schwindelig, weil ich mich übergangslos von einer Landschaft in die nächste gebeamt habe. Dadurch hat sich das Gefühl eingestellt, dass ich immer am Rotieren bin, ohne wirklich etwas „richtig“ zu machen oder „zu Ende zu bringen“. Allzu oft habe ich den Faden verloren oder mich verzettelt. Daher auch das schlechte Gefühl wegen meiner Kursekauflust.
Ich habe mir schon lange eine Landkarte gewünscht – für die Vogelperspektive. Um den Überblick zu behalten und vor allem auch einfach mal nur staunend über meine üppige Lebenslandschaft zu fliegen und darüber zu staunen, was alles da ist, ohne mich überfordert zu fühlen.
Und am vergangenen Montag habe ich sozusagen ein Kartografie-Werkzeug gefunden. Also etwas, das ich mit allen meinen Ideen, Projekten, Vorhaben und to-do’s füllen kann und es macht eine Karte daraus. (Manche sagen dazu „Projekt- oder Zeitmanagementtool“… naja… kann man natürlich auch….*)
Nach zwei Tagen mit dem Tool umgehen lernen und es befüllen habe ich jetzt meine Landkarte!
Das fühlt sich schon mal großartig an!
Ich mache mir mein Curriculum
Eine meiner Landschaften auf dieser Karte heißt: SOUL – Sortieren, Ordnen und lernen. Und hier wohnen alle meine Kurse und Ausbildungen, die ich so in den letzten Jahren gemacht habe. Die Gegend ist eher noch ein Dschungel mit viel Wildwuchs, aber sehr üppig! Nach dieser Woche habe ich einen fast vollständigen Überblick darüber, was da so wächst und gedeiht. Jep ganz schön viel!!!
Aber jetzt kann mir einen Pfad durch das Gestrüpp bahnen und mir mein eigenes Curriculum zusammenstellen. Ein paar Termine stehen schon in meinem Kalender: Alles Dinge auf die ich mich freuen kann.
Ich glaube, dass ich die schlechte Angewohnheit „Kursekauflust“ damit ein wenig eindämmen und sie vielleicht sogar in eine rundum gute verwandeln kann.
*PS: Solange ich es übrigens so genannt habe, war das Ganze sowas von gar nicht interessant. Da kam ich mir eingeengt und reguliert von so einem Tool vor. Es fühlte sich wie eine Beschneidung meiner Freiheit und Kreativität an und kein bisschen wie „Fliegen“.
Es ist verrückt, aber die Umbenennung hat mir dabei geholfen, das Werkzeug als Werkzeug sehen zu können, bei dessen Nutzung ich bestimme, was passiert.