Mein 2021 – Wer schreibt, die bleibt
Darum geht es
Tada! Hier ist er also: Mein epischer Jahresrückblog
Es war eine große Freude, mich für den Jahresrückblog1 2021 durch meine Fotos, Blogartikel, handschriftlichen Texte und Instagramposts zu wühlen. Und dann war da ja auch noch „die Kiste“ mit meinen gesammelten Erinnerungsstücken, Eintrittskarten, Postkarten und sonstigen Schnipseln. Es war ein picke-packe voll gefülltes Jahr. Manches habe ich selbst reingetan, manches ist mir reingeworfen worden und ganz vieles habe ich geschenkt bekommen. Es war unerwartet schön, erkenntnisreich und bunt dieses 2021. Damit hatte ich beim Hineingehen in dieses Jahr wirklich nicht gerechnet.
Ich freue mich, dass Du hier vorbeischaust und ich wünsche Dir eine gute Lesezeit.
1 Das ist mein zweiter Jahresrückblog mit Judith „Sympatexter“ Peters und über tausend weiteren Bloggerinnen. Was für ein Ritt! Danke für die Initiative, liebe Judith, und die Energie, die du in dieses Projekt steckst. Ganz zu schweigen von den vielen wertvollen Infos rund ums Bloggen.
Mein Motto für 2021
Upps! Trotz sorgfältigen Durchkämmens meiner Blogartikel vom Anfang des Jahres und des Jahresrückblog 2020 war es nicht zu finden. Jedenfalls nicht so explizit. Ich wollte vor allem möglichst „erwartungslos“ und offen ins neue Jahr gehen. Ich bin wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten ziemlich nachdenklich und unsicher im Januar losmarschiert. Ich wusste nicht, wie sich die Dinge entwickeln würden und was ich überhaupt in der Hand haben würde. Da war der Gedanke an ein zuversichtliches Motto ziemlich weit weg von mir.
„2021 wird passieren. … Ich will alles annehmen, was kommt. Der Rest ist Impro.“
Das waren ungefähr die letzten Sätze im Jahresrückblog 2020. Das ist vielleicht länger, als ein knackiges Motto so sein sollte, aber für mich hat es im Nachhinein gut gepasst. Es war vielleicht so etwas wie die Intention, mit der ich dieses Jahr 2021 bei aller Unsicherheit angehen wollte.
Das hieß dann konkret: Plane nicht so viel. Verlasse dich lieber auf deine Improvisationsfähigkeiten. Die hast du nämlich reichlich!
Und 2022?
Vielleicht wird das Motto, das ich mir vor einiger Zeit mal ausgesucht habe, für das kommende Jahr auch zum persönlichen Wahlspruch befördert. So etwas, das man sich früher, als man noch Ritterrüstungen trug und Wappen hatte, auf sein Schild geschrieben hätte. Nur damals halt auf Latein statt auf Englisch. Auf Englisch steht er jedenfalls wieder auf meinem Kalender für 2022:
Curiosity. Courage. Change.
Hmm. – Gar nicht so schlecht… das mit der Beförderung könnte was werden.
Einen Wahlspruch ändert man auch nicht alle Jahre wieder.
Auf dem Beitragsbild oben ist übrigens eines meiner selbstgemachten Journal-Ringbücher zu sehen.
Ich habe dieses Bild gewählt, weil es für das steht, was dieses Jahr für mich ausgemacht hat:
Schreiben ist „my style“ und es mir möglichst gut gehen zu lassen auch.
„Passion Writing“ – Warum ich nie wieder aufs Schreiben verzichten werde.
Seit April 2020 ist Schreiben ein immer wichtigerer Teil meines Lebens geworden. In diesem Jahr ging es mit dieser wunderbaren Entwicklung weiter.
Ich habe 45 Antworten in meiner 60-Fragen-Challenge gegeben und sie im November mit Antwort 60 abgeschlossen. Dazu kamen 25 Mittwochsblogs, einige Monatsrückblicke und zwölf „12 von 12“ Posts. Außerdem habe ich mit meiner wunderbaren Schreibgruppe wieder Texte zu jeweils einem Stichwort geschrieben. Insgesamt 31 sind es geworden. Und aus einem dieser Texte schaut verstohlen ein Romananfang heraus.
So viel und so strukturiert zu Themen habe ich zuletzt nur in meinen Trainingshandbüchern geschrieben. Und das war niemals so viel in nur einem Jahr und ist auch schon ziemlich lange her. Da bin ich jetzt mal von mir selbst begeistert. Und sehr stolz darauf!
Um noch mehr über Schreiben zu lernen, habe ich in diesem Jahr die „Passion Writing“ Ausbildung am Writers‘ Studio in Wien gemacht. Alles per Zoom. Das ist toll, dass das jetzt geht. Nach Wien fahren für sechs Workshops hätte aus vielerlei Gründen nicht funktioniert. So saß ich an mehreren Wochenenden vor dem Rechner und habe spannende Dinge gelernt. Es gab Kurstage zum autobiografischen „life writing“, zu schwarzem Humor und der Kunst des Überarbeitens und Roman-Entwerfens. Der Workshop „Collage Dream Writing“ hat mich besonders beflügelt: Für drei Monate von Juli-September habe ich jeden Morgen eine A5 Collage geklebt und eine Seite dazu geschrieben.
Warum ich nie wieder auf Schreiben verzichten werde, hat vor allem diese Gründen
Morgenseiten entnörgeln mich
Für mich selbst schreibe ich Morgenseiten: Das hat mich in diesem Jahr vor vielen vernörgelten Tagen gerettet. Alles was noch unausgegoren vor sich hin stänkerte und übelst sumpfte, durfte auf dem Papier sichtbar werden. Das war nicht immer schön anzusehen, aber wenigstens war es jetzt an der frischen Luft. Da zieht das Gemüffel gleich viel schneller ab. Und ich konnte besser erkennen, was WIRKLICH los war. Ganz oft war es dann gar nicht so schrecklich, wie es sich angefühlt hat, als es noch als ungelüfteter Gedanke in meinem Hirn hing. Manchmal ist „es“ auch gleich ganz verduftet, weil es sich selber peinlich war. Diese erfrischende Wirkung des Schreibens will ich nicht mehr missen.
Schwierige Situationen entschärfen
Für mich selbst schreibe ich, wenn ich mir über möglichst viele Facetten einer schwierigen Situation klar werden will. Entweder als Fließtext im freewriting Stil, da darf aufpoppen was kommen mag. Oder ich mache zuerst einen Überblickscluster mit vielen Pfeilen, Verbindungslinien und Textblasen und schreibe dann darüber. Ich bin so jemand, die sich gerne durch Aussprechen sortiert. Ich weiß, was ich denke, wenn ich es laut ausgesprochen habe. Vorher purzeln die Gedanken gerne durcheinander. Und in diesem Jahr habe ich viel öfter erstmal mit dem weißen Blatt Papier vor mir geredet als mit einem menschlichen Gegenüber. Außerdem sins Papier und Füller jederzeit verfügbar. Sogar morgens um drei.
Es gibt aber noch mehr Menge Vorteile: Beim Schreiben müssen sich meine Gedanken ordentlich anstellen, wenn sie dran kommen wollen. Inzwischen hat mein Hirn durch das viele Schreiben kapiert, dass es auch mal langsamer formulieren darf. Sonst kommt der Füller nämlich nicht hinterher. (Deshalb muss ich auch alle Texte erst mal mit der Hand schreiben: Ich tippe einfach viel zu langsam, um mit meinen Gedanken mithalten zu können. Und ich verschreibe mich viel zu viel.)
Ein Vorteil, den meine menschlichen Gegenüber schätzen ist, dass ich meine Gedanken schon mal vorsortiert habe, bevor ich mit ihnen spreche. Ich weiß dann tatsächlich schon vorher, was ich sagen will! Genial! Das erspart allen Beteiligten schon mal die offensichtlichsten Denkfehler, was gerade in Konfliktsituationen ja durchaus sachdienlich ist.
(Im Übrigen ist es mir wesentlich angenehmer, peinliche Trugschlüsse und Fehleinschätzungen im stillen Kämmerlein am Schreibtisch zu entdecken, als im (Streit-) Gespräch mit anderen. Findet mein Ego auch prima.)
Emotionen freien Lauf lassen
Für mich selbst schreibe ich auch, um meinen Emotionen besser auf die Spur zu kommen und sie zu regulieren. Ich mag es inzwischen sehr, ihnen auf dem weißen Blatt völlig freien Lauf zu lassen. Zu keifen, zu wüten und zu fluchen. Auf dem sicheren Untergrund kann ich schlottern vor Angst. Kann beißen, weil ich mich fürchte. Ich kann vor Trauer wie ein Schlosshund heulen. Wenn es nicht mehr leserlich ist oder die Tränen aufs Papier tropfen und die Tinte verschmiert, bin ich auf einem sehr guten Weg. Manchmal setze ich noch einen obendrauf und spiele Musik, die zur Stimmung passt. (Siehe auch unten „Meine drei liebsten Blogartikel“.)
Es kann mir nichts passieren, das Papier, der Füller und ich sind alleine miteinander. Papier akzeptiert alles, speichert alles und verrät von alleine niemandem etwas. Am Ende ist die Emotion wie eine Welle abgeebbt und hat mir ein, zwei Erkenntnisse wie Muscheln am Strand zurückgelassen. Ich muss sie nur noch einsammeln. Da! Ein Trauerkiesel. Hier, schau mal! Eine Herzmuschel. Wie schön!
Und je öfter ich meinen Emotionen auf dem Papier den Raum gebe, den sie brauchen, umso besser kann ich auch anderen davon berichten, wie es mir wirklich geht, was mich bewegt und was ich brauche. Immer unaufgeregter, immer gelassener, immer selbstverständlicher.
Klare Position entwickeln
Für mich selbst schreibe ich, um mir über meine Position zu einem Sachverhalt oder über meine Haltung klar zu werden. Das habe ich im vergangenen Jahr mit meiner 60-Fragen-Challenge jede Woche einmal gemacht. Ich habe dabei nachgedacht über die Natur des Geldes (Antwort 53 und Antwort 12, schon aus 2020), habe mich gefragt, wie gut ich mit mir selber befreundet bin (Antwort 44) und wozu ich gerne einmal NEIN sagen würde. (Antwort 28 – dieses Thema ist dann in drei weitere Artikel explodiert…ähem…)
Manche Frage wurde unerwarteterweise zum Anstoß, liebgewonnene, aber veraltete oder unzutreffende Einstellungen zu verabschieden und durch neue zu ersetzen. Die ein oder andere Frage warf ein unangenehm harsches, helles Licht auf mich und meine Haltungen. Selbsterkenntnis ist nicht immer angenehm.
Doch diese Art zu schreiben verankert mich in mir selbst und in der Welt. Ein schönes Gefühl von Sicherheit und Freiheit kann daraus entstehen. Auch wenn diese neu gewonnene Klarheit mich ganz klar meine unaufgeräumten Schmuddelecken erkennen lässt.
Nun ja! Das gehört eben dazu. Und ich möchte auch das nicht mehr missen.
Schreiben verbindet mich
Und dann ist da noch die Verbindung mit wunderbaren Menschen, die auch schreiben.
Was für eine grandiose Community! Dort fühle ich mich zuhause und gut aufgehoben!
Danke an meinen Writers Club. Ich freue mich auf jeden Montagabend mit euch. Wir schreiben jetzt schon seit April 2020 zusammen und ich hoffe, dass wir das auch noch eine ganze Weile weiter tun werden.
Danke an Ruth, die einen wunderbaren Text über den writers club geschrieben hat, der im März 2022 im Magazin Schreibräume erscheinen wird.
Danke an meine Schreibfreundin Susanne, die mich durch meine Schreibwoche begleitet. Ich hätte nie gedacht, dass es möglich ist, sich jeden Morgen um 8:15 Uhr zum Kurzschreiben zu treffen. Das ist ein Highlight meines Jahres. Immer wieder.
Danke an Stefanie Gerstenberger, mit der ich mich so gerne austausche.
Über das Schreiben und den ganzen Rest. Lest alle ihre Bücher!*
Danke an die Frauen im feministischen Schreibworkshop. Es war großartig euch alle kennenzulernen. Eure Texte haben mich inspiriert und bereichert. Ich freue mich sehr darauf, mit euch im nächsten Jahr weiterzuschreiben.Danke an meine Schreibtrainerinnen vom writers‘ studio: Ana Znidar, Judith Wolfsberger, Daniela Reiter, Brigitte Schreiber, Ana Ladurner, Evi Hammani-Freisleben, Michaela Muschitz und Johanna Vedral. Ihr habt mir alle einen Weg in diese neue Welt des Autorin seins eröffnet. Ich werde dieses spannende Land weiter erkunden. Danke für euer „friendly feedback“ und die vielen Inspirationen, die noch längst nicht alle verschrieben wurden.
[Hier geht es zum writers‘ studio.]*
Schreiben ist wie Atmen – manchmal sogar unter Wasser
Vor allem schreibe ich, weil ich gar nicht mehr anders kann. Ein Tag ohne Schreiben fühlt sich irgendwie falsch an. So stelle ich mir vor, dass sich sportaffine Menschen fühlen, wenn sie sich einen Tag lang mal nicht bewegt haben. Träge, dumpfig und irgendwie klebrig. Für mich ist das mit dem Schreiben so. Es macht mir unbändige Freude und beschert mir Dopaminkicks, wenn ich etwas herausgefunden oder ein Problem gelöst habe und es dann in Worte fassen kann. Das gibt oft Gänsehaut. Weil: Genau SO ist es! Genauso, wie ich es hier gerade aufgeschrieben habe.
Schreiben, um die Welt zu verändern
Und im nächsten Jahr will ich schreiben, um die Welt zu verändern. One text at a time.
Ich will schreiben, über das was ist und wie es sein könnte. Wenn ich es mir ausdenken kann, könnte es doch auch wirklich so sein.
Und im Kopf, der das liest, wird es doch auch schon irgendwie real.
Der letzte Workshop im Passion Writing Lehrgang hatte das Thema ‚Feministisches Schreiben auf den Spuren von Virginia Woolf‘. Und genau das habe ich jetzt vor. Es war eine umwerfende und wahrscheinlich „life-changing“ Erfahrung, in dieser Frauengruppe gemeinsam über eigene Erfahrungen zu schreiben, die Texte der anderen zu hören und eigene Texte vorzulesen. Das „friendly feedback“ war wie ein warmer Regen. Davon soll es mehr in meinem Leben geben.
Ich habe mein passioniertes Schreiben jahrelang vor allem für mich selbst kultiviert. Meine innere und als Konsequenz auch meine äußere Welt haben sich daraufhin behutsam, Schritt für Schritt auch verändert. Es war an einigen Stellen sogar nahezu unmerklich und mühelos.
Schon jetzt ist meine Welt viel bunter, reicher und lebendiger geworden. Und davon will ich auch mehr haben. Noch viel mehr.
An immer mehr Tagen fühlt es sich so an, als ob in meinem Inneren ein Brunnen sprudelt. So reichhaltig, dass ich mehr als genug habe und sogar abgeben kann. Die Brunnenschale fließt über und irgendwie speist sich daraus das endlose Tintenband auf meinem Papier. Ich stelle mir kleine Tintenzwerge vor, die das tiefblaue Wasser des Brunnens in Patronen und Tintenfässchen abfüllen, aus denen ich meinen Füllfederhalter bestücke.
Ich will noch viel mehr schreiben: Blogbeiträge, Coachingbücher, Journalbücher, Fachartikel… Und vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Roman. Oder gar [keuch] mit einem Memoir…… ach, wie wunderbar, dass ich mir immer wieder etwas einfallen lassen darf. Ich habe mir vor ein paar Wochen 100 ISBN gekauft. Das ist mal eine Ansage an mich selbst.
Schreiben ist wie Atmen, Schreiben lässt mich lebendig fühlen, lebendig sein.
Schreiben verbindet mich mit anderen Menschen und der Welt, in der ich lebe.
„Papier, Farbe, Kleber, Wolle, Erde, Blumen“ – Ohne DAS geht es auch nie wieder.
In diesem Jahr habe ich vor allem Dinge getan, die mir Freude bereitet und gut getan haben. Das war nicht das Resultat eines heroischen Entschlusses zu Neujahr 2021, sondern bittere Notwendigkeit. Aufgrund meiner chronischen Schmerzerkrankung (Fibromyalgie für die, die das Fachwort kennen) hatte ich einfach viel, viel, viel weniger Energie als „sonst“. Ich schlief miserabel und war dauermüde und von den Schmerzen erschöpft. Die Aussicht, dass es so bleiben könnte, zermürbte mich zusätzlich. Weil also nicht genug Energie für alles da war, musste ich mich entscheiden: Tue ich die Dinge, von denen ich annehme, dass sie getan werden müssten oder mehr von dem, was ich liebe zu tun?
Ich habe mich immer öfter für Letzteres entschieden. Das hieß aber auch, dass ich akzeptieren musste, mein wirtschaftlich miesestes Jahr zu haben, dass mein Mann so gut wie immer kochte, jemand anderes unsere Wohnung putzte, auch Terminsachen ins Hintertreffen gerieten und einige Ecken buchstäblich im Chaos versanken. Im Chaos zu sitzen, es nicht aufzuräumen und stattdessen zu schreiben, zu stricken, zu häkeln, Collagen zu kleben, zu lesen oder tolle Serien zu schauen, stellte sich als verflixt schwierige Übung heraus. Ich war so gar nicht NÜTZLICH!!! Ekelhaft! Und zu merken, dass sich die Welt auch ohne mein Zutun einfach weiter dreht, war ziemlich ernüchternd.
Mein schlechtes Gewissen hat jedoch irgendwann erschöpft aufgegeben, es hatte keinen Nerv mehr, weiter Spektakel zu veranstalten. Verständlich, ich würde auch aufgeben, wenn mir jemand dauernd schriftlich geben würde, dass die Bedenken zwar durchaus nachvollziehbar, aber im Moment eben nicht relevant seien.
Im Laufe des Jahres habe ich endlich, endlich kapiert, was mich durch schwere, herausfordernde oder unsichere Zeiten tragen kann. Es ist ziemlich naheliegend, aber ich brauchte offensichtlich ein paar extra Runden, bevor ich es verstanden habe:
Tue das, was du liebst, so oft du kannst, denn das ist es,
was dir die Kraft gibt, den ganzen anderen Scheiß besser zu tragen.
Und es war nicht nur das Schreiben, das mir geholfen hat. Es war auch das Collagieren, das in mich versunkene Häkeln oder Lesen (besser als meditieren!) und – wenn es kräftemäßig ging – ein bisschen Wühlen im Garten. Auch wenn es manchmal nur eine halbe Stunde war und ich anschließend in die Wanne musste, um die schmerzenden Muskeln zu beruhigen. (Ganz schön viel Aufwand für eine halbe Stunde! Und JA! – Es lohnte sich.)
Ich musste schon oft durch schwierige Zeiten, aber da habe ich mich meist mit viel Arbeit abgelenkt und einfach stur weiter funktioniert.
Das habe ich diesmal nicht getan.
Und ich bin zutiefst dankbar, dass meine finanzielle und persönliche Situation mir das auch erlaubt hat. Ich weiß, dass bei weitem nicht alle so privilegiert sind. Viel zu viele Frauen müssen in so einer Situation einfach weiter ihrem Brotjob nachgehen. Da ist nix mit sich entfalten und es sich so schön wie möglich machen. Finanzielle Sicherheit als Selbständige im Krankheitsfall kann man gar nicht wichtig genug nehmen! Nur deshalb konnte ich Kraft sammeln und so wenig gegen Geld arbeiten wie eben in 2021.
Was ich gelernt habe ist: Wenn Krise ist, muss ich im Chaos sitzen können und Energie und Kraft dafür reservieren, ein buntes Bild zu zeichnen, Stiefmütterchen zu pflanzen oder einen Text zu schreiben, der ausdrückt, wie es mir wirklich geht. Das eine, um die Hoffnung und Zuversicht in Erinnerung zu rufen, dass auch DAS vorbeigehen wird. Das andere, um sichtbar zu machen, was auch gerade ist.
Die Fähigkeit BEIDES, Schönes und Schweres gleichzeitig zu sehen und für wirklich zu halten, habe ich in diesem Jahr ausgiebig geübt.
PS: Dabei geht es überhaupt nicht um einen „Ausgleich“ der beiden wie auf einer Waage.
Aber das ist ein Thema für einen extra Blogartikel im nächsten Jahr. 😉
„Das ist es!“- Wie ich doch noch Workshops „erfunden“ habe, die ich wirklich halten will.
Der Kniff geht so: Ich werde im nächsten Jahr Workshops und Angebote machen, die ich am liebsten selber buchen würde, aber niemand bietet sie so an!
[Hinweis in eigener Sache: Der folgende Absatz kann Spuren von Eigenwerbung enthalten.]
Im Grunde habe ich die ganze Zeit mein Angebot entwickelt, indem ich mich mal nicht durch eine schwierige Zeit irgendwie durchgeboxt und funktioniert habe. Stattdessen habe ich es mir so schön gemacht habe, wie es nur irgendwie ging. Ja, man kann Schmerzen haben und eine Collage genau dazu machen. Es dadurch ausdrücken und sich damit besser arrangieren. Ich habe mich durch das Jahr mit allen Herausforderungen hindurch geschrieben. Mich selbst noch besser kennengelernt durch das Beantworten herausfordernder Fragen. Und dadurch ganz nebenbei Techniken entwickelt, von denen ich denke, dass sie auch für andere interessant sein können. Die Verwendung von Collagen als Schreibinspiration fand ich ganz großartig. So großartig, dass ich im nächsten Jahr ein eigenes Workshop-Angebot daraus machen werde. „Story Board Collage“ ist dann die Weiterentwicklung meiner Visionboard-Workshops, die ich in diesem Jahr gegeben habe. Da freue ich mich drauf! Das wird toll! – Und Visionboards finde ich schon länger prima. (Das ist ein Text, den ich im Rahmen der BOOMBOOM Blog Challenge von Judith „Sympatexter“ Peters geschrieben habe. Hatte ich auch schon wieder vergessen!)
Und dann hat der Zufall/ das Schicksal/ das Universum mir in Form einer Coach-Kollegin, die den Auftrag nicht übernehmen konnte, noch einen Traumkurs beschert, auf den ich nie im Leben selbst gekommen wäre. Die Kombination von verflixt vielen Dingen, die ich an meinen ganzen bisherigen Jobs so großartig fand: Anwendung von Barbara Shers Methoden und Ideen aus meiner Coaching-Ausbildung, Frauenförderung, Universität, im Ausland, Workshopformat mit mehreren Modulen, auf Englisch. YESSSSSSSS!!!!!!
Nicht mal wenn die gute Fee vorbeigekommen wäre, hätte ich mich getraut, mir das alles auf einmal zu wünschen!
Inzwischen sind zwei der drei Module von „create your unique career & life vision“ gehalten und es war inspirierend. Die Frauen, die ich kennenlernen durfte, waren smart und neugierig. Es war eine Freude, mit Ihnen zu arbeiten. Ich freue mich schon jetzt wie verrückt auf das Abschlussmodul im Mai und ich werde allen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, begeistert davon berichten.
Ich freue mich drauf, von diesen Workshops und Kurse zu erzählen, die Materialien zu entwickeln und sie dann -natürlich- auch zu halten. Denn ich weiß ja aus eigener Erfahrung wie anregend, bereichernd und Freude spendend dieses Tun ist.
Nachtrag am 23.12.2022: Nägel mit Köpfen!
Für Januar habe ich gerade kurzentschlossen die ersten Termine für das „Basislager 2022“,
den Monatsrückblick „Januar 2022“ und „Mein Storyboard 2022“ festgelegt.
Mehr Infos dazu gibt es hier, hier und hier.
(Wenn du Termine im nächsten Jahr
und auch sonst mehr erfahren magst:
Hier geht es zu meinen regelmäßig,
unregelmäßigen „Gold und Blei-Briefen“.)
Neu im Kopf
Neues im Kopf gab es in 2021 wieder eine ganze Menge. Aber das ist in jedem Jahr so bei mir. „Neugier“ steht aus gutem Grund in meinem Wahlspruch an erster Stelle. 😉 Diese drei Erkenntnisse habe ich ausgewählt, weil ich sie selber besonders interessant finde und darüber gerne nochmal „schreibdenken“ ° würde. Das Ergebnis davon kannst du jetzt hier lesen.
°“Schreibdenken“ ist ein Begriff, den ich gerne verwende und von Urike Scheuermann gelernt habe.
Erzwungene Dankbarkeit nervt!
Dankbarkeit ist für mich ein warmes Gefühl, das etwas umarmen will. Es lächelt und ist zufrieden, denn eben ist etwas Schönes da oder es ist alles gut, gerade so wie es ist.
Dankbarkeit ist aber auch ein Gefühl, das wir fühlen SOLLEN. Denn wer dankbar ist, ist glücklicher und zufriedener. Sagen Studien. Also machen wir brav unsere Dankbarkeitsübungen und führen Journals in der Hoffnung auf das Fühlen dieses warmen, orangefarbenen, sanften Glühens der Dankbarkeit.
Ich mache das alles nicht mehr. Natürlich habe ich es auch damit versucht. Denn es ging mir nicht gut und ich war nicht zufrieden. Dagegen soll „Dankbarkeit“ helfen. Ich habe also mit einem Dankbarkeitsjournal angefangen, habe bunte Bildchen reingeklebt und habe jeden Abend drei Dinge aufgeschrieben, die gut waren. Nach einer anfänglichen Stolzphase (Ha! Ich zieh das jetzt durch!) habe ich mich allerdings nicht besser gefühlt. Ich habe aber wohl meine Wut und Unzufriedenheit viel besser gefühlt. MIST! Nicht mal dankbar sein, kann ich richtig! Das gibt einen fetten Malus auf dem „Guter-Mensch-werden-Konto“. Ich habe dann damit aufgehört, frustriert und so überhaupt nicht dankbar für diese Erfahrung.
Dann habe ich im Buch „Burnout“ von Emily und Amelia Nagoski gelesen, wo dieser ganze Hype um Dankbarkeit herkommt. Es gab tatsächlich eine Studie. Allerdings wurde da eine ganz andere Methode beschrieben, wie diese Dankbarkeitsübung aussehen soll, damit sie funktioniert. Aha! Auf diese Weise habe ich es definitiv nicht gemacht.
Seitdem habe ich eine evidenz-basierte Meinung (Studien + eigene Erfahrung) zu Dankbarkeitsübungen: Es kommt darauf an, WIE man sie macht. Andernfalls kommt nur das Äquivalent zur „toxic positivity“ heraus.
Und spontan gefühlte Dankbarkeit ist nochmal etwas ganz anderes.
Wieso bin ich eigentlich darauf hereingefallen, ein Gefühl herbeiüben zu können?
Los – sei mal wütend!
Los – sei mal verliebt in mich!
Los – sei mal ruhig und entspannt!
Los – sei mal dankbar!
Erzwungene Gefühle – geht’s noch?
Was mich daran auch stört ist, dass verordnete Dankbarkeit auch prima zum Ruhigstellen verwendet werden kann. Sei dankbar für das, was du hast. Hör endlich auf dich zu beschweren. Du undankbares Aas. Reicht es dir immer noch nicht? Denk an den Fischer und seine Frau, da konnte sie den Hals auch nicht voll bekommen. … … …Was willst du denn noch? – Und Frau duckt sich und schleicht von dannen. Bloß nicht als „schwierig“ und „high maintenance“ gelten.
Wie ätzend! Ein schlechtes Gewissen einreden, wenn ich sage, was ich brauche. Mangel und Mängel aufzeigen ist nicht Undankbarkeit. Ich will wenigstens das, was ich brauche. Und ich will es mir nicht durch Dankbarkeit verdienen müssen. Sowas macht mich echt sauer!
Ich denke, es ist umgekehrt: Dankbarkeit fühlen Menschen, wenn sie zufrieden sind. Wenn ihre echten Bedürfnisse befriedigt sind. Dann ist das Gefühl von ganz von alleine da. Es ist dann wie bei allen Gefühlen: Ich sollte so bei Sinnen und aufmerksam sein, dass ich meine inneren Regungen auch mitbekomme. Dass ich spüre, wenn Dankbarkeit da ist. Üben achtsamer und aufmerksamer gegenüber allen meinen Emotionen zu sein, das geht dann natürlich. Dann spüre ich, wie sich die warme, orange Welle vom Herzen langsam durch den ganzen Körper arbeitet. Und das ist tatsächlich wunderschön.
Ich fühle Dankbarkeit dafür, dass es mir gesundheitlich wieder gut geht.
Dass Akkupunktur, Medikamente, vier Wochen Reha, Physiotherapie,
kurz die Dinge, die ich dafür tue, auch wirklich funktionieren.
Ich fühle Dankbarkeit dafür, dass mir der Zufall tolle Menschen
in den Weg gespült hat und ich in der Lage war,
das zu bemerken und Kontakt aufzunehmen, der erwidert wurde.
Ich fühle Dankbarkeit dafür, dass sich neue Chancen ergeben haben
und ich jetzt wieder in der Lage bin, sie zu nutzen.
Hier noch die Variante von Dankbarkeitsübung, die im Buch der Nagoski-Schwestern empfohlen wird
Selbstoptimierung oder „Ich bin kein Selbstoptimierungs-Coach!“
Ich will immer weiter wachsen und meine (inneren) Ressourcen optimal nutzen.
Mein Zeitmanagement ist tadellos. Ich trödele und prokrastiniere nicht mehr.
Meine Wohnung ist nach Marie Kondo entrümpelt und effizient gestaltet.
Stetiges Wachstum, Ressourcen nutzen, Resilienz steigern – warum muss ich gerade an Unternehmensberater denken?
Es gibt eine – wie ich finde – ziemlich dunkle Seite von Coaching, Lebensberatung und persönlicher Weiterentwicklung. Damit habe ich mich in diesem Jahr verstärkt auseinander gesetzt: Welchen Werten fühle ich mich in meiner Arbeit als Coach verpflichtet? Was ist mir wichtig? Welche Strukturen und Denkmuster will ich nicht unabsichtlich weiter tragen?
Selbstoptimierung hat keinen Endpunkt. Es lässt sich immer etwas Neues finden, das optimiert werden kann. Das liegt in der Natur von uns Menschen: Wir sind von unserem Wesen her mit gegensätzlichen Bedürfnissen ausgestattet: Wir wollen Autonomie und Zugehörigkeit, haben Neugier und Sicherheitsbedürfnis, brauchen Ruhe und Aktivität – die Liste geht weiter.
Dazu kommt noch, dass sich unsere Bedürfnisse in jeder Altersstufe verändern können. Wir verändern uns und wollen uns an veränderte Umstände anpassen. Nichts scheint in Stein gemeißelt zu sein. Und dann können wir zu allem Überfluss auch noch sehr leicht von unserem Ego dominiert werden, das sehr eigene Vorstellungen von unserem Wert als Mensch haben kann.
Von dieser Warte betrachtet kann es nie einen Zustand des ‚wirklich mit sich zufrieden Seins‘ geben. Irgendeine Unzufriedenheit lässt sich immer finden. An irgendetwas lässt sich immer “arbeiten“. Wann ist man bloß endlich „gut genug“?
Und unsere Gesellschaftsordnung nutzt das auch noch aus. Der menschlichen Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt:
[Sarkasmus-Modus ein]
Du hast viele Freunde und bist dauernd mit ihnen oder deiner Familie unterwegs? – Aber was ist da mit deiner „alone-time“? Wann hast du denn Zeit nur für dich? Das fehlt dir doch bestimmt, nicht wahr? – Ah, daher kommt das seltsame Gefühl, das ich ab und zu habe also her. Klar! Ich will jetzt mehr für mich tun.
Du bist viel alleine und verbringst eine Menge Zeit mit dir selbst und deinen Büchern? – Oh, oh, das ist nicht gut! Der Mensch geht ohne Gesellschaft ein wie eine Primel im geheizten Wohnzimmer. Oder du wirst seltsam und am Ende bist du gar ein Soziopath! – Oh, das wäre aber gar nicht gut!
Nein, nein, du hast nicht einfach nur ein paar Selbstzweifel! Du leidest am Impostor-Syndrom! Wie gut, dass man da etwas dagegen tun kann! Das willst du doch, oder? Du willst doch nicht mehr leiden. Und krank mit einem Syndrom willst du doch erst recht nicht sein!
(Das Ganze hat natürlich ü-b-e-r-h-a-u-p-t gar nichts damit zu tun, dass gerade dir als Frau die Binsenweisheit wohl bekannt ist, dass du mindestens doppelt so gut wie ein Mann sein musst, um Erfolg zu haben. Nein, nein, das Problem liegt ausschliesslich bei dir. Du musst dich reparieren. Und komm mir jetzt bloß nicht mit deinem Wunsch nach Anerkennung. Werd erwachsen. Du bist das Problem.)
Dein Stresslevel ist jetzt wirklich zu hoch – du bist einfach nicht locker genug und dauernd so schnippisch! Tu doch mal was dagegen! Du solltest wirklich an deiner Resilienz arbeiten! Mach endlich mal diesen Entspannungskurs!
(Nein, nein, dein Stress hat ü-b-e-r-h-a-u-p-t gar nichts damit zu tun, dass du ständig auf der Hut bist, um nicht blöd angeglotzt, angemacht, angegrapscht oder mit misogynen Kommentaren konfrontiert zu werden. Auch nicht mit den Belastungen der Haus- und sonstigen Carearbeit, die du außer deinem bezahlten Job noch nebenbei erledigst, während du darüber nachdenkst, wie du attraktiv werden, bleiben, sein kannst. Und entspannter natürlich. Denn wirklich niemand will mit einer gestressten Zicke zu tun haben! – Wie der Kuchen ist nicht selbst gebacken? Naja, es haben eben nicht alle, alles so gut im Griff…)
[Sarkasmus-Modus aus]
Boah, was für ein Mist!
Blöde Gefühle haben gehört zum menschlichen Leben dazu. Noch blöder als diese Gefühle zu haben, ist aber, wenn man sie nicht mehr versteht. Nicht weiß, was sie wirklich bedeuten, welche unbefriedigten Bedürfnisse wirklich dahinter stecken. Dann erscheint es als prima Idee, sie wegzusperren oder sie mit einer der vielen angebotenen Erklärungsmöglichkeiten zu „bearbeiten“ um sich selber zu „verbessern“.
Der fette Haken dabei: Man kennt sich nicht mehr mit sich selber aus. Versteht nicht mehr, warum man so seltsame Dinge tut, sich mit dem eigenen Verhalten vielleicht sogar selber schadet. Und am allerschlimmsten dabei, finde ich, ist: Man weiß vor lauter falsch Wegsortieren und Zuordnen nicht mal mehr, was einen wirklich zufrieden und glücklich machen könnte.
[Rant Ende]
„Ich bin sehr gerne Coach und unterstütze vor allem Frauen dabei, herauszufinden, was wirklich los ist und was sie noch so alles mit ihrem Leben anstellen wollen. Dabei schauen wir nach ihren wichtigsten Werten, was sie motiviert und demotiviert. Wir finden passende Möglichkeiten, um lästige innere und äußere Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder zu umgehen. (Und was das Ganze mit der Gesellschaftsordnung zu tun haben könnte, in der wir nun mal leben. Auch da schauen wir bei Gelegenheit mal hin.)“
Dass dieser Satz jetzt hier steht, ist das Ergebnis der Überlegungen und Erkenntnisprozesse diesen Jahres!
Damit ist im Grunde auch fast alles zum versprochenen Thema Wachstum gesagt.
Die Grenzen des Wachstums
Grenzenloses Wachstum ist nicht möglich. So langsam realisieren das ja auch die letzten für unsere Art zu wirtschaften. Und wenn wir endlich mal nachhaltiger mit den natürlichen Ressourcen umgehen wollen, finde ich es nur logisch, sich auch für das persönliche Wachstum von diesen Begriffen zu verabschieden und nach etwas Neuem zu suchen.
Ich glaube, dass wir von ganz von alleine zufrieden bleiben, wenn wir neugierig und flexibel bleiben können. Dann können wir uns auch ohne Wachstum immer wieder an immer neue Lebenssituationen anpassen. Es gibt schließlich viele Möglichkeiten und Variationen um fein zu leben.
Mir ist es für den Moment mehr als genug, zu lernen, was mir Spaß macht oder was ich gerade gut gebrauchen kann. Immer mal wieder Neues im Kopf zu haben ist schon eine feine Sache. Vor allem in so unsteten Zeiten wie solchen, in denen wir gerade anfangen zu leben.
Das bringt mich relativ elegant zum vorletzten Thema:
Ziellosigkeit als Methode
Wenn ich mir das Ziel gesetzt hätte, in den drei Stunden von Susanne Pohls „Schreibzimmer“ am vergangenen Samstag ALLE meine Themen für den Jahresrückblog abzuarbeiten, wäre ich von Anfang an so dermaßen unter Druck gewesen, dass gar nichts geklappt hätte. Schon gar nicht so leicht und so fluffig. So viel Spaß hätte ich nicht gehabt, so einfach wäre es nicht gewesen. Wie ich mich kenne, wenn ich mir viel vornehme, wäre ich mit den Gedanken nicht beim gerade zu schreibenden Thema gewesen, sondern hätte schon das nächste halb im Kopf gehabt und dazu noch eine Vorahnung des übernächsten.
Damit hätte die Aufgabe die JETZT dran gewesen wäre echt gelitten. Es hätte ein Durcheinander epischen Ausmaßes gegeben, statt mehr Material zu produzieren, als ich verwenden kann. So habe ich am Ende epische neunzehn Seiten vollgeschrieben, die ich jetzt gerade abtippe und dabei überarbeite.
Also, was ist das mit mir und ZIELEN? Was habe ich denn dagegen?
Bevor jetzt jemand Schnappatmung bekommt: Ich lasse mich nicht lethargisch treiben oder werde zum willenlosen Blatt im Wind. Es ist nur so: Meine Ziele für 2021 waren auch schon keine. In den Jahren zuvor fing das Drama der Ziellosigkeit schon an. Es ist so viel Unvorhergesehenes – Gutes wie Schlechtes- passiert, dass ich irgendwann kapituliert habe.
„Life is what happens to you while you are busy making other plans.“
Allan Saunders
Wo ich jetzt bin, hätte ich mir so nie vorstellen können. Ich hatte ganz andere Pläne und Ideen als das Leben/ das Schicksal/ der Zufall…. – Und ich muss zugeben, dass mir meine Ideen im Vergleich gar nicht mehr so gut gefallen. Tja… und ich dachte, ich hätte schon viel Fantasie und wäre ehrgeizig…
Ziele zu setzen ist für viele Menschen und das, was sie erreichen wollen, eine prima Sache. Vorausgesetzt: Die Rahmenbedingungen erlauben eine gute Planbarkeit. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Wie gut ist das im Moment überhaupt gewährleistet? Ist sich fixe Ziele setzen jetzt gerade ‚dran‘? Oder ist Improvisationstalent und Flexibilität nicht viel wichtiger? (Anfang Februar habe ich zum Thema Improvisieren meinen ersten Online-Talk gehalten. Das war sehr aufregend. Hier kannst du reinhören.)
Ich habe für mich schon länger gemerkt, dass ich nicht eine dieser Plan-Personen bin. Jetzt könnte ich an mir arbeiten und versuchen, „das Problem in den Griff zu bekommen“ oder aber ich finde meinen Weg ‚ohne Ziele‘. Richte mir mein Leben so ein, dass ich mich trotzdem immer wieder neu in es verlieben kann.
Weil schöne Dinge passieren. Weil ich trotz „Ziellosigkeit“ irgendwo ankomme, wo es schön ist. Weil mir die „scenic route“ besser gefällt als der gerade Weg auf den Gipfel. Weil bei aller Unsicherheit doch noch eine Menge erreichbar ist, auch ohne Zielvorgaben. (VUCA irgendjemand?)
Mir fällt die Sache mit der Motivation viel leichter, wenn ich das Naheliegende tue, ohne mir haarklein zu überlegen, wohin genau mich das jetzt bringen wird.
Der Weg ist toll, da kann das Ziel nicht so verkehrt sein. Und es ist gar nicht so schlimm, wenn das Ziel doof ist. Ich bin ja sowieso nur kurz da und laufe auf dem interessantesten Weg weiter, den ich finden kann. Oder dem, der gerade gut zu meiner Kondition passt.
Wenn mir jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, wo ich heute gelandet bin, hätte ich gefragt, welche Drogen sie nimmt. Vor zehn Jahren war ich angestellte Trainerin für klinische Ernährung und habe BWLern die Grundzüge der Intensivmedizin erklärt. Ich war Apothekerin, da passte das prima! Als ich mich genau damit dann selbständig gemacht habe, hätte niemand, wirklich niemand den Weg, den ich letztlich gegangen bin, daraus extrapolieren können. Und im Rückblick kann ich ihn als völlig logische Geschichte erzählen. Das ist das Verrückte daran.
Ich denke, dass mich das Thema Ziele und ihre Alternativen auch in 2022 weiter beschäftigen wird. Ich merke ja selber die vielen Fragezeichen: Was ist mit Wünschen? Das ist doch quasi dasselbe wie Ziele, oder nicht? Und was ist mit der Sicherheit, die dir Planung gibt?
Wie soll es ohne Ziele setzen funktionieren? Das ist doch alternativlos! – Und genau das glaube ich nicht. Vor allem nicht in Zeiten wie diesen.
Und was wäre, wenn ich mich nicht mehr über meine Ziele identifiziere? Was wäre, wenn mich einfach „da sein“ zufrieden macht?
Mehr als das, was ich jetzt geschrieben habe, weiß ich aber noch nicht mit Sicherheit darüber… More to follow…nächstes Jahr!
Das Bild muss aber auch noch mit hinein:
Als Abschied vom Jahr kommen jetzt noch meine drei liebsten Blogartikel:
Meine drei liebsten Blogartikel 2021
Meine Auswahl ist höchst subjektiv und wenn ich morgen gucken würde, wären es wahrscheinlich wieder andere.
Aus der Kategorie „Mittwochsblog“ gefällt mir mein Text zum Nachdenken um drei Uhr morgens besonders gut. Als ich den geschrieben habe, habe ich Frank Sinatra „In the wee small hours of the morning“ in Dauerschleife gehört. Und mir Gedanken über „Kintsugi“ gemacht: Die japanische Kunst, einen zerbrochen Gegenstand wieder zusammen zufügen. Und zwar so, dass die Bruchstellen sogar noch betont werden: Mit Gold! – Sie sind dann das, was die Unverwechselbarkeit des Gegenstandes ausmacht. [Hier kannst du nachlesen.]
Aus der „60-Fragen-Challenge“ nehme ich die Antwort zur Frage nach der Gestalt des Geldes. Die mag ich sehr. Das hat aber auch damit zu tun, dass das eine meiner Lieblingsfragen überhaupt ist.
Darin erkläre ich, warum ich inzwischen glaube, dass Geld ein anpassungsfähiger Formwandler ist und keine gruselige Macht. Dazu gab es auch noch andere sehr interessante Antworten von anderen. [Hier kannst du nachlesen.]
Und dann noch einen Monatsrückblick: Da nehme ich den von August. In dem gibt es einen Text, nämlich und einen selbst gemachten Videoclip. Der Text besteht aus der „texternte“ meiner August-Morgenseiten. Ich habe für jeden Tag interessante Stellen herausgenommen und zu einem neuen Text zusammengebaut. Das Vide besteht aus den zusammenmontierten Collagen des ganzen Monats. Das war einer der Posts, die beim Erstellen extra viel Spaß gemacht haben. [Hier der ganze Blogpost.]
Meine Wünsche für 2022
Ausblick 2022
Es gibt natürlich noch eine Liste von konkreten Dingen, die ich im nächsten Jahr gerne machen möchte.
10 Jahre Business Jubiläum: Am 1. März wird mein Business schon zehn Jahre alt. Ich werde ausgiebig feiern und darüber berichten, was in diesen zehn Jahren Spannendes los war. Und wie aus einer „Trainerin für Klinische Ernährung“ unter anderem eine Coach und Bloggerin wurde.
„52 Questions“ Journal herausbringen: Aus der 60-Fragen-Challenge wird gerade ein Journal. Das Workbook soll Menschen, die eine Krise hinter sich haben, helfen, sich (wieder) zu sortieren und neu zu positionieren. Die Fragen helfen dabei, sich zu orientieren und wieder mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Ich sitze gerade am Layout und den letzten TExten. Das Abenteuer „Selbstpublishing“ wartet. Das wird aufregend!
Online Workshops – Die ersten Workshops für Januar sind ab sofort schon online buchbar! Alle Workshops sind Kombinationen aus Collagen erstellen und Schreiben zur Selbstentfaltung. Im Januar legen sie die Basis für ein gutes neues Jahr. Entweder als zweistündiger Impuls-Workshop am 08.01., als Monatsrückblick Januar am 29.01. und als Jahresausblicks-Workshop am 05.02.2022.
Bloggen: Die Themen für das erste Quartal stehen inzwischen fast alle: Im Januar schreibe ich zum Beispiel darüber, warum ich mir weder gute Vorsätze noch Ziele für das neue Jahr überlegt habe und was sich stattdessen tue, über Prokrastination und eine Sache, die du darüber wahrscheinlich noch nie gehört hast und warum ich nicht mehr an den innerne Schweinehund glaube.
Wenn du bis hierher gelesen hast: Vielen, vielen Dank für deine Zeit!
Es macht mich glücklich, dass du sie mir und meinen Gedanken geschenkt hast.
Ich wünsche Dir ein wunderbares, freudvolles und interessantes 2022.
Bau dir das beste Jahr, das du dir aus dem gelieferten Material bauen kannst!
Alles Liebe,
Claudia
[*Unverlangte Werbung aus Überzeugung.]
Liebe Claudia,
vielen Dank für deinen intensiven Jahresrückblick. Ich mag , dass du schreibst, schreiben ist wie atmen. Genau, genau, genau!
Deine Rubrik „Neu im Kopf“ finde ich super. Danke, dass du mich mit in deine neue Gedankenwelt genommen hast.
Ich freu mich, dass ich sogar 2x in deinem Jahresrückblick vorkomme. Ich habe unser gemeinsames 10-Minuten-Schreiben am Morgen auch sehr genossen und freue mich darauf es im nächster Jahr weiter zu tun.
Und ich bin super gespannt, was du nächstes Jahr „ohne“ Ziele entdecken wirst und bin neugierig auf die Extrawürste.
Herzliche Grüße
Susanne
Höre nie auf zu schreiben. Mir gefallen Deine Gedanken sehr gut. Schreiben und Kreativität ist auch mein Motor, der mich durchs Leben begleitet.
Viel Spaß und Erfolg mit Deinen Projekten und Plänen für das neue Jahr.
Liebe Silvia, Danke für deinen schönen Kommentar! Ich weiß ja jetzt auch aus deinem Jahresrückblog, wieviel Kreativität du versprühst. Dir auch alles Gute!